Autofahren im Winter: Diese Fehler sollten Sie vermeiden

08.02.2017

Vereiste Scheiben sind für Autofahrer im Winter ein Ärgernis
Vereiste Scheiben sind im Winter ein ständiger Begleiter

Der Winter ist wahrlich nicht die liebste Jahreszeit der Autofahrer. Widrige Straßenbedingungen und schlechte Sichtverhältnisse mindern den Fahrspaß drastisch. Erschwerend kommt menschliches Fehlverhalten hinzu, das einerseits dem Material des eigenen Autos schaden, andererseits sogar zur Gefahr für die übrigen Verkehrsteilnehmer werden kann. Die häufigsten Fehler haben wir für Sie in diesem Artikel zusammengefasst.

Unangepasste Fahrweise an die Witterungsverhältnisse

Es ist eigentlich kein Geheimnis: Glatte Straßen und schlechte Sicht erfordern eine angepasste Fahrweise. Planen Sie längere Bremswege ein, halten Sie mehr Abstand und verringern Sie insbesondere in Kurven die Geschwindigkeit. Vermeiden Sie außerdem hastige Fahrmanöver wie ruckartiges Lenken, da das Fahrzeug auf rutschigem Untergrund sonst außer Kontrolle geraten könnte. Im Notfall darf es dennoch eine Vollbremsung sein, da heute fast jedes Auto mit ABS ausgestattet ist. Sie sind dadurch in der Lage, auch bei voller Verzögerung noch zu lenken. Im Übrigen sollte ESP, das elektronische Stabilitätsprogramm, niemals ausgeschaltet werden. Die einzige Ausnahme: Hängen Sie an einem Berg fest, kann es modellabhängig sinnvoll sein, das ESP kurzzeitig zu deaktivieren. Möglicherweise gelingt die Bergauffahrt dann besser, da keine Leistung mehr von durchdrehenden Rädern weggenommen wird. Geht es dann bergab, schalten Sie das ESP unbedingt wieder ein.

Die falschen Reifen am Auto

Vor allem beim Autofahren im Winter ist eine ausreichende Tiefe des Reifenprofils wichtig
Haben Ihre Reifen noch eine ausreichende Profiltiefe?

Angepasste Fahrweise und elektronische Sicherheitssysteme haben keinen Nutzen, wenn die Bereifung unzureichend ist. Bereits seit dem Jahr 2010 besteht gemäß Straßenverkehrsordnung eine Winterreifenpflicht. Einen festen Zeitraum gibt es hierbei allerdings nicht. Der Gesetzestext besagt lediglich, dass bei „winterlichen Wetterverhältnissen“ eine geeignete Bereifung anzuwenden ist. Konkret bedeutet das: Bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch sowie Eis- oder Reifglätte darf nur mit Reifen gefahren werden, welche über die sogenannte M+S-Kennzeichnung verfügen. Auch Reifen, die das sogenannte „Three-Peak-Mountain-Snowflake“-Zeichen (Berg mit Schneeflocke) tragen, erfüllen die Anforderungen. Ferner muss die Profiltiefe per Gesetz mindestens 1,6 Millimeter betragen. Der ADAC empfiehlt, 4 Millimeter nicht zu unterschreiten.

Falsche Verwendung der Fahrzeugbeleuchtung

Ein falscher Umgang mit der Beleuchtungseinrichtung führt zu einer Beeinträchtigung der eignen Sichtbarkeit und kann auch anderer Verkehrsteilnehmer behindern. Ein Klassiker ist hierbei die Verwendung der Nebelschlussleuchte, um vermeintlich besser gesehen zu werden. Das grelle Licht blendet jedoch andere Autofahrer, wodurch die Unfallgefahr nicht gesenkt, sondern sogar noch erhöht wird. Wie der Name bereits sagt, ist eine Nebenschlussleuchte ausschließlich bei Nebel zu verwenden – und selbst dann nur, wenn die Sichtweite unter 50 Meter beträgt. In diesem Fall dürfen Sie im Übrigen nicht schneller als 50 km/h fahren.

Ein weiterer Fehler ist es, ausschließlich mit Tagfahrlicht unterwegs zu sein. Diese Beleuchtung reicht bei Dämmerung oder schlechtem Wetter nicht aus, um gesehen zu werden. Ist die Sicht durch Nebel, Regen oder Gischt eingeschränkt, verwenden Sie daher immer das Abblendlicht. Dieses müssen Sie trotz vorhandener Licht-Automatik teils selbst aktivieren, da Assistenz-Systeme nicht jeden Witterungsumstand zuverlässig erkennen.

Streufahrzeuge überholen

Das Überholen von Streufahrzeugen ist in zweierlei Hinsicht gefährlich. Erstens sind die Schilde der Räumdienste sehr breit und könnten touchiert werden, zweitens ist die Straße vor dem Streufahrzeug in aller Regel glatter als dahinter.

Windschutzscheibe mit heißem Wasser abtauen

Vereiste Scheiben sind ein Ärgernis. Einige Autobesitzer kommen auf die Idee, heißes oder gar kochendes Wasser über die Windschutzscheibe zu schütten, um das Auftauen zu beschleunigen. Der plötzliche, enorme Temperaturanstieg kann jedoch dazu führen, dass das Glas zerspringt. Verwenden Sie daher einen klassischen Kratzer oder einen Scheibenenteiser. Letzterer schont die Glasfläche. An der Heckscheibe sollte jedoch nie ein Scheibenkratzer zur Anwendung kommen, da sonst das empfindliche Heizsystem beschädigt werden könnte.

Machen Sie außerdem stets alle Scheiben rundum frei. Ein kleines „Guckloch“ in der Windschutzscheibe reicht nicht aus, um ausreichende Sicht zu haben. Diese Bequemlichkeit erhöht nicht nur das Unfallrisiko, sondern ist zudem mit einem Bußgeld von 10 Euro belegt. Den gleichen Betrag sind Sie los, wenn Sie den Motor im Stand warmlaufen lassen.

Schnee und Eis nicht vom Auto entfernen

Fahren Sie im Winter nicht mit einem schneebedeckten Auto
Befreien Sie Ihr Auto vor dem Losfahren von der Schneeschicht

Entfernen Sie vor Fahrtantritt den Schnee von Ihrem Fahrzeug. Tun Sie das nicht, behindern dadurch nachfolgende Fahrzeuge oder beschädigen diese beispielsweise durch herabfallende Eisbrocken, liegt die Haftung klar bei Ihnen.

Sie sollten die Scheibenwischer keinesfalls betätigen, wenn die Wischerblätter an der Windschutzscheibe angefroren sind. Entweder reißt der Gummi hierbei ab, oder es werden sogar Wischermotor und -gestänge beschädigt. Heben Sie die Scheibenwischer einfach ab, wenn niedrige Temperaturen bevorstehen, oder verwenden Sie einen Enteiser, um die Wischerblätter loszulösen. Wischen Sie grundsätzlich nicht über eine vereiste Scheibe, da die Wischergummis hierbei zwangsläufig Schaden nehmen.

Spiritus statt Frostschutzmittel

Ersetzen Sie das Frostschutzmitteln in der Scheibenwaschanlage nicht durch Brennspiritus. Zwar verhindert er das Einfrieren, allerdings können sich nach dem Wischen Eiskristalle auf der Scheibe bilden, welche die Sicht einschränken. Verwenden Sie stets handelsüblichen Scheibenfrostschutz und stellen Sie eine Wirksamkeit bis mindestens -20 Grad sicher.

Eingefrorene Türen gewaltsam öffnen

Sind die Türen Ihres Autos eingefroren, öffnen Sie diese nicht mit Gewalt. Sie beschädigen sonst die Dichtungsgummis. Behandeln Sie die Dichtungen stattdessen frühzeitig mit Pflegemitteln, um ein Festfrieren zuverlässig zu verhindern.

Heizdecke und andere elektrische Geräte

Damit es Passagiere während der Fahrt oder im Stau warm haben, schließen manche Autofahrer Heizdecken oder beheizbare Sitzauflagen am Zigarettenanzünder an. Diese Hilfsmittel verbrauchen sehr viel Strom, was die Lebensdauer der Batterie stark beeinträchtigen kann. Greifen Sie insbesondere bei längeren Wartezeiten in Staus besser auf Wolldecken zurück. Führen Sie diese im Winter stets mit.

Tiefe Temperaturen können teuren Geräten wie Navis oder den Akkus von Smartphones stark zusetzen. Nehmen Sie elektrische Geräte bei Minusgraden immer aus dem Fahrzeug, um Schäden zu vermeiden.

Autofahren mit dicker Jacke

Sowohl Erwachsene als auch Kinder sind im Winter nicht selten mit dicken Jacken in Autos zu beobachten. Dies hält zwar warm, führt jedoch dazu, dass der Sicherheitsgurt zu viel Spielraum hat und im Ernstfall nicht mehr optimal greifen kann. Ziehen Sie die Jacke daher vor Fahrtantritt aus oder öffnen Sie sie. Mindestens sollten Sie jedoch den Beckengurt unter der Jacke hindurchführen.

Wärmflasche auf dem Armaturenbrett

Wärmflaschen gehören nicht ins Auto
Wärmflaschen gehören auf keinen Fall auf Ihr Armaturenbrett

Um das Beschlagen der Windschutzscheibe zu verhindern, legen Autofahrer vereinzelt eine Wärmflasche auf das Armaturenbrett. Diese kann jedoch herunterfallen und somit den Fahrer ablenken. Im Extremfall blockiert sie sogar die Pedale. Das Beschlagen der Scheiben verhindern Sie effektiv mithilfe der eingeschalteten Klimaanlage. Steht diese nicht zur Verfügung, verwenden Sie ein Mikrofasertuch oder öffnen Sie die Seitenscheiben leicht, damit die feuchte Luft aus dem Innenraum entweichen kann.

Kennen Sie die genannten Fehler? Ist Ihnen vielleicht selbst schon mal einer davon unterlaufen oder haben Sie weitere Tipps, die man im Winter berücksichtigen sollte?

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