Was Sie tun müssen, wenn Sie falsch getankt haben

12.01.2017

Sie haben an der Zapfsäule falsch getankt?
Sie haben zur falschen Zapfsäule gegriffen? Erfahren Sie im Text, was nun zu tun ist!

Es kann jeden treffen, besonders jedoch Besitzer von Dieselfahrzeugen: ein unkonzentrierter Griff an der Zapfsäule und das Auto wird mit dem falschen Sprit befüllt. Wie wirkt sich dies auf den Motor aus? Welche Schäden können entstehen und kommt dafür die Versicherung auf? In diesem Ratgeber beantworten wir alle wichtigen Fragen und erklären Ihnen, was Sie tun müssen, wenn Sie falsch getankt haben.

Falsch tanken: Gefahr bei Dieselfahrzeugen größer

Wenn Sie ein Dieselfahrzeug fahren, ist die Wahrscheinlichkeit, aus Versehen Benzin zu tanken, besonders hoch. Der Grund: Benzin-Tankrüssel haben einen geringeren Durchmesser als Diesel-Zapfpistolen und passen somit in den Tankstutzen der meisten Diesel-Autos. Der umgekehrte Fall, also das versehentliche Betanken eines Benziners mit Diesel, tritt weitaus seltener auf, weil die Pistole in der Regel nicht passt. Es existieren dennoch Benzin-Fahrzeugtypen, die nicht über diese Sicherheitsvorrichtung in Form einer schmalen Öffnung verfügen. Darunter finden sich Modelle wie der Seat Toledo II ebenso wie der Mazda 5 oder der VW Golf V.

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Was ist schlimmer? Benzin statt Diesel oder Diesel statt Benzin?

Egal welche Form der Fehlbetankung begangen wurde: Zunächst lassen sich sowohl Dieselfahrzeug als auch Benziner starten, da sich noch genug des korrekten Treibstoffs in den Leitungen befindet. Jedoch unterscheiden sich die Funktionsweisen von Diesel- und Ottomotoren grundlegend. Benzinmotoren entzünden den Kraftstoff mithilfe von Zündkerzen, wohin gegen Diesel durch Kompression explodiert (Selbstzündung).

Vergleichen wir beide Varianten der Falschbetankung, wird der Benzinmotor als erstes streiken. Die Zündkerzen sind nämlich nicht in der Lage, Diesel in den Zylindern zu entzünden, da dieser einen deutlich höheren Flammpunkt hat. Die Folge: Der Motor geht aus, da keine Explosion erzeugt werden kann. Glücklicherweise entstehen hierdurch eher selten schwerwiegende Schäden.

Anders sieht es beim Thema „Benzin im Dieselmotor“ aus. Haben Sie bei einem Diesel-Fahrzeug versehentlich falschen Sprit getankt, können Sie möglicherweise noch relativ weit fahren. Physikalisch ist das damit erklärbar, dass der starke Druck in Dieselmotoren auch Benzin entzünden kann. Da Benzin jedoch leichter entzündlich ist, erfolgt die Explosion zu früh, wodurch der Motor aus dem Rhythmus gerät. Er beginnt nun zu stottern oder zu klopfen. Nach und nach nimmt die Einspritzanlage des Dieselmotors Schaden, da Benzin nicht so gut schmiert wie Diesel. Metallabrieb verstopft letztlich die empfindlichen Einspritzdüsen. Derartige Schäden sind stets mit kostspieligen Reparaturen verbunden.

Was ist, wenn man Super Plus und Super verwechselt?

Haben Sie falsches Benzin getankt (z. B. Super 95 statt Super Plus 98), ist meist nicht mit Problemen zu rechnen. Ein Abpumpen ist in der Regel nicht erforderlich. Sie sollten jedoch gemäßigt fahren und den Motor nicht an seine Grenzen bringen. Tanken Sie in jedem Fall baldmöglichst den richtigen Sprit nach.

Versehentlich E10 getankt – ist das ein Problem?

Der „Biokraftstoff“ E10 ist immer dann unbedenklich, wenn Ihr Fahrzeug dafür freigegeben ist. Andernfalls kann eine derartige Falschbetankung durchaus Schäden verursachen. Ist noch Platz im Tank, ist es eventuell ausreichend, sofort eine möglichst ethanolarme Benzinsorte wie Super Plus nachzufüllen. Ist der Tank hingegen komplett mit E10 gefüllt, kann je nach Herstellervorgabe das Abpumpen erforderlich sein.

Wie geht man vor, wenn falsch getankt wurde?

Fällt Ihnen bereits an der Tankstelle auf, dass Sie den falschen Sprit getankt haben, starten Sie den Motor keinesfalls. Sind Sie hingegen bereits unterwegs und bemerken erst dann das Missgeschick, halten Sie sofort an und stellen Sie den Motor ab.

Besonders bei modernen Dieselmotoren mit Common-Rail- oder Pumpe-Düse-Einspritzung reichen selbst kleine Mengen Benzin aus, um nachhaltige Schäden zu verursachen. Daher sollten Sie unter keinen Umständen den Motor anlassen. Es gibt nun zwei Lösungswege: Benzin vor Ort Abpumpen oder Abschleppen. Rufen Sie also Hilfe bei einem Automobilclub, einem spezialisierten Tank-Absaugungsunternehmen oder einer Werkstatt. Ist der Motor bereits gelaufen, ist ein Werkstattaufenthalt fast unumgänglich, da umfangreichere Arbeiten ausgeführt werden müssen. Eine kurze Weiterfahrt überstehen allenfalls sehr alte Dieselmotoren (Baujahr vor 2000) unbeschadet.

Haben Sie einen Benziner mit Diesel betankt, rufen Sie in jedem Fall zunächst eine Fachwerkstatt an. Hier werden Sie Auskunft darüber erhalten, was zu tun ist. Je nach Motortyp und getankter Menge des falschen Sprits kann möglicherweise langsam weitergefahren werden. Eventuell müssen Sie jedoch auch das Benzin absaugen lassen, um Folgeschäden zu vermeiden.

Diesel oder Benzin abpumpen: Was kostet das?

Wenn Sie Diesel oder Benzin absaugen lassen möchten, werden hierfür natürlich bestimmte Kosten fällig. Für das reine Abpumpen (ohne sonstige Reparaturen oder Entsorgung) müssen Sie mit etwa 50 bis 100 Euro rechnen. Teils kann jedoch auch der Ausbau des ganzen Tanks erforderlich sein, wobei die Kosten dann deutlich höher liegen.

Wohin mit dem falschen Kraftstoff aus dem Tank?

Abgepumpte, nicht mehr benötigte Kraftstoffe, sind Gefahrstoffe, die bei einer speziellen Schadstoffsammelstelle entsorgt werden müssen. Maximal dürfen Sie hiervon jedoch nur 60 Liter selbst transportieren – und das ausschließlich in einem genormten Kanister (DIN 7274 oder 16904).

Zahlt die Versicherung bei Schäden durch falsche Betankung?

Handelt es sich um das eigene Fahrzeug, sind Schäden durch falsche Betankung im Rahmen der Kfz-Versicherung leider nicht abgedeckt – auch nicht bei Teil- oder Vollkasko. Anders kann es aussehen, wenn Sie ein fremdes Fahrzeug mit dem falschen Sprit befüllt haben. Möglicherweise greift in diesem Fall Ihre Privathaftpflichtversicherung.

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